Interessante theoretische Erkenntnisse zur fortschreitenden Digitalisierung in der Bildung bot mein Besuch an der Fernuni in Hagen zum diesjährigen Mobile Learning Day. Im FEdTechLab gaben Mitarbeitende technische Einblicke in bewährte und neue Techniken, die die Mobilität von Studierenden in der Gestaltung der Lehrveranstaltung berücksichtigen.
Praxisbeispiele: Digitale Anwendungen im Lehrgebiet Alegbra
Online-Tutorium: Über Dokumentenkameras werden Rechenwege aufgezeichnet, die Tutorinnen und Tutoren „aus dem Off“ kommentieren. Die Aufzeichnungen werden über das Lernmanagementsystem als Audio-Video-Dateien für die spätere Nutzung zur Verfügung gestellt. Für dieses Szenario gibt es verschiedene technische Umsetzungsmöglichkeiten:
- Moodle-Adobe Connect Session, Umnutzung einer einfachen Webcam, die auf den Schreibtisch ausgerichtet wird
- Benutzung einer professionellen Dokumentenkamera (z.B. ELMO)
- Nutzung der App „Explain Everything“ mit einem speziellen Stift direkt auf dem iPad Pro
Virtuelle Lernkarten: Studierende erhalten (oder erstellen selber) digitale Lernkarten für die eigenständige Wiederholung von Inhalten. Die vorgestellten Szenarien unterstützen auch das Synchronisieren von Inhalten auf verschiedenen Endgeräten und sind somit „bus- und bahnfähig“. Unter https://www.youtube.com/watch?v=H4ZRG8FVRI0 findet sich ein Vergleich verschiedener Anbieter für virtuelle Lernkarten:
- http://orangeorapple.com/Flashcards/(mit Quizlet kombinierbar, unterstützt multimediale Lerninhalte, kostenfreie Version eingeschränkt nutzbar)
- https://www.ankiapp.com/(mit Quizlet kombinierbar, kostenfrei)
- https://quizlet.com (Moodle Einbindung möglich als iframe, kostenfrei)
- ANKI https://apps.ankiweb.net/ (Rezension auf e-teaching.org, wird in an der FU Hagen eingesetzt, unterstützt auch LaTeX, bis auf iOS App kostenfrei)
Praxisbeispiel: Persönliche Reflexion der Studieneingangsphase über eine App
Die Apps „Re:flect UP“ (Uni Potsdam) und „Re:flect FU“ (FernUni Hagen) begleiten Studierende mit einem Angebot zur Reflexion beim Studieneinstieg. Die Reflexionsfragen wurden über eine vergleichende Gegenüberstellung der Ziele aller Studiengänge einer Fakultät entwickelt. Ein erstes Fazit der Projektpartner unterstreicht den Erfolg des Angebotes: Die Studierenden beider Universitäten nehmen das Angebot offenbar gut an und finden durch die Selbstreflexion schneller den Eingang in die jeweilige Fachkultur sowie zu ihrem persönlichen Arbeits- und Lernstil.
Vorträge
Die nachfolgende genannten Vorträge finden Sie auch als Aufzeichnungen unter: http://mlearning.fernuni-hagen.de/mobile-learning-day/mld-2017/praesentationsfolien-und-aufzeichnungen-der-vortraege/
Prof. Dr. Christoph Igel von der DFKI legte das Augenmerk seines Vortrags auf die jüngsten Entwicklungen in der künstlichen Intelligenz im digitalen Lernen. Seiner Einschätzung nach herausfordernd ist nach wie vor die Gestaltung digitaler Lernszenarien, die einen Lerneffekt hervorbringen, der ohne den Einsatz der Technik „nicht stattgefunden hätte“.
Quelle: http://mlearning.fernuni-hagen.de/wp-content/uploads/2017/11/Igel-Keynote-Künstliche-Intelligenz-und-Lernen.pdf
Kommentar: Dieses Modell lässt sich m.E. auf die Hochschullandschaft übertragen. In der Breite setzen viele Lehrende bspw. die Lernplattform Moodle ein, um Informationen zu verteilen oder um die Organisation rund um die Lehrveranstaltung zu optimieren. Eine weitergehende Gestaltung digital angereicherter Lernszenarien setzt jedoch voraus, dass sich Lehrende und Lernende zunächst über ein überschaubares Einstiegsszenario mit Technik und Didaktik des E-Learnings vertraut machen. Nach den ersten sicheren Gehversuchen in der Praxis gelingt es oft besser, den eigenen Stil zu finden und einen didaktischen Mehrwert herauszuarbeiten.
Prof. Dr. Kerstin Mayberger beschäftigte sich in Ihrem Vortrag „Partizipation und Student Engagement als Kontextbedingung für die Gestaltung von Mobile Learning“ mit Faktoren wie Mitbestimmung und Autonomie in der Gestaltung von Lernszenarien. Diese beeinflussten ein positives Lernergebnis, nicht nur im mobilen Kontext. Sie fragte kritisch in die Runde: Ist es noch zeitgemäß „mobile Lernszenarien“ als exponierte Szenarien herauszustellen? Sollten wir nicht viel eher davon ausgehen, dass alles Lernen in diversen Kontexten – also u.U. auch mobil – stattfindet?
Kommentar: Das ZLB-ELC möchte mit der für die Sommersemesterferien 2018 geplanten Umstellung des Moodle-Themes der zunehmenden Individualisierung von Lernorten und Endgeräten Rechnung tragen und wird die Moodle-Benutzeroberfläche auf ein zeitgemäßes responsives Design umstellen. Somit wird die Darstellung der Lernplattform auf vielfältigen Endgeräten optimiert.
Wenden Sie sich gerne schon jetzt mit einer formlosen Nachricht an uns, wenn Sie früher Einblick in die Neuerungen nehmen möchten. Wir freuen uns über Mitwirkende in der Umstellungsphase im Testsystem.